Verwirrend, weltfremd, krank - die Epoche des Realismus begegnet der Romantik mit scharfer Kritik. Zugleich bleiben romantische Impulse wirksam und üben noch immer einen Einfluss auf den literarischen Realismus aus. Am Beispiel der Schriftsteller Theodor Storm und Wilhelm Jensen wird diese ambivalente Einstellung zur Romantik nachgezeichnet. Im Zentrum steht dabei die Frage, inwieweit eine modellhafte Romantik Anpassungen an die Herausforderungen des späteren 19. Jahrhunderts erfährt. Anhand der Erzählprosa und Lyrik der beiden Autoren Storm und Jensen wird aufgezeigt, wie in der vorgeblich gegenromantischen, naturwissenschaftlich dominierten und weitläufig säkularisierten Zeit des Realismus weiterhin ein Sinnstiftungsbedürfnis besteht, das zu Auseinandersetzungen mit der Romantik führt. Die Studie stellt einen Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts sowie zur Geschichte der Romantikrezeption dar und bietet darüber hinaus neue Interpretationen zum Werk Theodor Storms. Mit Wilhelm Jensen wird zudem ein vergessener Erfolgsautor für die Realismus-Forschung wiederentdeckt.
Postkoloniale Theorie polarisiert: Den einen gilt sie als »Supertheorie« für das Zeitalter der Globalisierung, anderen dagegen als elitärer Diskurs, der zu konfliktfördernder Identitätspolitik führt. Doch welche Rolle kann sie für die geschichtsdidaktische Theorie und den Geschichtsunterricht spielen? Philipp Bernhard prüft diese Frage anhand einer systematischen geschichtsdidaktischen Analyse »postkolonialer« Lehr-Lernmaterialien. Er leitet daraus vier Grundüberlegungen (»Claims«) für eine Umsetzung postkolonialer Theorieansätze in der Geschichtsvermittlung ab. Dabei zeigt sich: Die Geschichtsdidaktik muss die Postkoloniale Theorie kritisch reflektieren, kann aber auf deren Impulse für die Weiterentwicklung von Theorie und (Unterrichts-)Praxis nicht verzichten.
Postkolonial inspirierte Geschichtsvermittlung - ein Zugang zu Schlüsselproblemen der globalen Gegenwart